IINTELTALKS - Ein Forum für Intelligence Studies

Zur neuen Vortragsreihe der Hochschule des Bundes für Öffentliche Verwaltung


Die folgende Fassung des Papers enthält keine Fußnoten. Die vollständige Fassung können Sie über das PDF abrufen

Dr. Gerhard Conrad

Mit dem 16.Januar 2025 könnte eine neue Ära für die wissenschaftsbasierte öffentliche Befassung mit Nachrichtendiensten in Deutschland beginnen: Ein Vortrag von Professor Tom Mannewitz zum Thema „Sicherheitsbehörden im Visier von Extremisten. Strategien, Ziele, Methoden“ wird an diesem Abend eine Veranstaltungsreihe des Fachbereichs Nachrichtendienste der Hochschule des Bundes für Öffentliche Verwaltung unter Leitung seines Dekans, Prof. Dr. Christian Haas, eröffnen, mit der über den Tag hinaus nachrichtendienstlich relevante Themen in der Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt werden sollen.

Professor Mannewitz lehrt seit 2021 an der Hochschule des Bundes. Er ist als Politikwissenschaftler und Extremismusforscher bereits mit verschiedenen, auch preisgekrönten Werken und Publikationen in den Disziplinen Demokratie-, Extremismus- und Populismusforschung sowie zu politikwissenschaftlichen Forschungsmethoden hervorgetreten.

Vortrag und Diskussion finden von18.00 bis 20.00 Uhr im Besucherzentrum des Bundesnachrichtendienstes in der Chausseestraße 90A, 10115 Berlin, statt

Diese Veranstaltung ist erklärtermaßen nicht als „Eintagsfliege“ gedacht. Unter dem Titel „INTELTALKS. Das Berliner Wissenschaftsforum für Intelligence Studies“ soll vielmehr eine langfristig angelegte Reihe von Vorträgen und Diskussionen zu nachrichtendienstlichen Themen eingeleitet werden.

Um die Aufmerksamkeit für Intelligence Studies in Deutschland zu erhöhen, startet der Fachbereich Nachrichtendienste der Hochschule des Bundes im Januar 2025 vielmehr eine Veranstaltungsreihe, für die der Bundesnachrichtendienst mit seinem Besucherzentrum als Gastgeber fungiert. Diese Reihe soll die Fragen, Probleme und Erkenntnisse der Intelligence Studies in den akademischen Diskurs einbringen und einer interessierten Öffentlichkeit in Wissenschaft, Medien und Zivilgesellschaft vorstellen. Verschiedene Formate sind vorgesehen, in denen neben dem Professorium der Hochschule des Bundes auch nationale wie internationale Fachleute aus anderen Bereichen zur Wort kommen sollen. Auch Diskussionsrunden, Fachgespräche und Präsentationen neuer Publikationen sind geplant, konkret bereits

für den 27.3.2025 (Prof. Dr. Simon Schindler, Die Kunst des Lügen-Erkennens, Mythen und Fakten)

und für den 20.05.2025 (Prof. Dr. Susanne Fischer, Nachrichtendienste in der Sicherheitsarchitektur).

Mit den INTELTALKS beginnen sich die mit einem „Berliner Gespräch“ des GKND vom 14. Mai 2024 verbundenen Hoffnungen ganz offensichtlich zu materialisieren. Seinerzeit hatte der GKND Herrn Professor Dr. Jan-Hendrik Dietrich, Leiter des Masterstudiengangs „Intelligence and Security Studies (MISS)“ an der Hochschule des Bundes für Öffentliche Verwaltung, zu einem Vortrags- und Diskussionsabend zu Sachstand und Perspektiven von Intelligence Studies in Deutschland begrüßen können. Der Vortrag sollte eine Reihe von Veranstaltungen in den Jahren 2024 und 2025 anstoßen, die vom GKND als „Berliner Treffen“ im Centre Monbijou, und alternierend durch den Fachbereich Nachrichtendienste der Hochschule des Bundes für Öffentliche Verwaltung in Berlin, ausgerichtet werden könnten.

Anliegen des GKND war und ist es hierbei, Vertreter der verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, die grundsätzlich Beiträge zum breiten, transdisziplinär verstandenen Feld der Intelligence Studies leisten, zu bitten, die jeweils spezifischen Fragestellungen und Forschungsrichtungen ihres Fachs in Bezug auf Nachrichtendienste zu erläutern und den bisherigen nationalen und internationalen Forschungsstand zu skizzieren. Was also könnten Disziplinen wie Geschichts- und Politikwissenschaft, was Soziologie, Psychologie oder auch Ethnologie, Sprach- und Kulturwissenschaften allgemein, aber auch naturwissenschaftlich-technische oder mathematische Fächer, hier zum Beispiel Operations-Research (OR), Data Analytics, Machine Learning bis hin zu KI, zum vertieften Verständnis von Intelligence als Prozess der Sammlung und Analyse handlungsbefähigenden Wissens (actionable intelligence) beitragen? All diese Fachrichtungen haben in spezifischer Ausprägung ihren Platz in nachrichtendienstlichen Prozessen und Ergebnissen, bis hin in die politischen, militärischen und sicherheitlichen Entscheidungsprozesse. Sie spiegeln sich notwendig wider in den personalwirtschaftlichen Anforderungsprofilen und Strukturen leistungsfähiger Nachrichtendienste3. Für den 22. Mai 2025, ist in diesem Zusam-menhang ein Vortrag von Professor Dr. Bergien zur Rolle und Bedeutung von Intelligence History im Rahmen eines Berliner Treffens geplant. Zuvor steht bereits für den 20. Februar ein Berliner Treffen des GKND an, in dem Werner Sonne das jüngst erschienene Buch von Gerhard Conrad, zur Bedeutung leistungsfähiger Nachrichtendienste für sachgerechte strategische wie taktische Entscheidungsfindung in Frieden und Krieg vorstellen und mit dem Autor diskutieren wird.

Ein Schritt in Richtung auf eine breitere, auf Dauer angelegte, wissenschaftlich fundierte ganzheitliche Befassung mit Intelligence ist damit für das Jahr 2025 zu erhoffen, der gerade auch helfen sollte, die ja auch dem MISS entgegengebrachte Mystifizierung oder gar Dämonisierung als „Spionage-Studium“ zu relativieren, besser noch zu überwinden. Auch hier sind nicht alle Mauern sinnvoll; mehr Transparenz und Öffentlichkeit können gerade im Bereich der Wissenschaften durchaus gewagt werden, ohne der Sicherheit abträglich zu sein.

Welche Fülle an Erkenntnissen zu vielen Aspekten und Dimensionen von Intelligence schon seit Jahren international öffentlich zur Verfügung steht und auch weiterhin erarbeitet wird, ver-deutlicht bereits der Blick auf eine reichliche, allerdings überwiegend fremdsprachige Literatur und Forschung. In diesem Zusammenhang bietet der GKND bekanntlich auf seiner Website seit 2022 einen gesonderten Abschnitt „Intelligence Studies“ an.

Hier befindet sich eine einführende Zusammenstellung von wissenschaftlicher Literatur, Quellen und wissenschaftlichen Disziplinen, die Beiträge zu Intelligence Studies leisten, ebenso wie Hinweise zu Studiengängen, Forschungseinrichtungen und Vereinigungen mit thematischem Bezug zu den geheimen Nachrichtendiensten in Deutschland sowie international.

Nachrichtendienste sind in Zeiten der massiven sicherheitspolitischen Herausforderungen und Bedrohungen mehr denn je die erste Verteidigungslinie von Freiheit und Zukunftsfähigkeit westlicher Wertegemeinschaften. Diese nur zu häufig ignorierte Erkenntnis und ihre Implikationen gilt es, durch konsequente Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung, aber eben auch im Rahmen der nunmehr eingeleiteten wissenschaftsbasierten öffentlichen Diskussion zur Geltung zu bringen.

Für den Vorstand

Dr. Gerhard Conrad

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Strategic Intelligence und ihre Rolle in politischen und militärischen Entscheidungsprozessen

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Leistungsstark und legitim - Die deutschen Dienste in der Zeitenwende